An einer richtigen Naturschönheit von einem Brunnen können sich die 120 besten Schwinger am 8. September 2024 in Appenzell sammeln und erfrischen. Die Rotex Helicopter AG aus Balzers (FL) hat dazu Anfang November 2019 am Fuss des Säntis kostenlos einen 2.7 Tonnen schweren Fichtenstamm aus unwegsamem Gelände geborgen. Der grosse Brocken wurde im Frühling 2020 von Walter und Sepp Koller sowie Thomas Fässler und Martin Fuchs in einen formschönen EJSF 2024-Brunnen verwandelt.
«Ein Jahr lang habe ich nach dem perfekten Baum für den EJSF-Brunnen Ausschau gehalten», verrät Walter Koller im Gespräch. Der 54-Jährige ist nicht nur Revierförster in Appenzell, sondern auch ehemaliger Aktivschwinger und Ehrenmitglied des Schwingklubs Appenzell. Es ist für Walter Koller deshalb Ehrensache, dass er zusammen mit seinem Bruder Sepp, seines Zeichens ebenfalls ehemaliger Schwinger, sowie mit dem Holzfachmann Thomas Fässler und dem Kunsthandwerker Martin Fuchs für den EJSF-Brunnen verantwortlich zeichnet.

Eine originelle Astgabelung
Gefragt nach den Kriterien, die ein idealer Brunnen-Baum erfüllen muss, nennt Walter Koller Fichtenholz, weil es in einem gefälligen Farbton regelmässig nachdunkelt. «Zudem sollte der Brustdurchmesser des Stammes idealerweise zwischen fünfzig und sechzig Zentimeter sein.» Dies alleine hätte noch keine einjährige Suchaktion in den Appenzeller Wäldern vorausgesetzt. Walter Koller war es aber wichtig, dass der auserkorene Fichtenstamm eine spezielle Astgabelung hat, aus der sich ein Röhrenstock fertigen lässt. Zwischen Kronberg und Säntis, bei der Alp Gross Berndli, wurde der Förster schliesslich fündig. Die Holzbau Oberholzer GmbH in Eschenbach, stellt dem EJSF 2024-OK als Besitzerin des besagten Waldstückes die prächtige Fichte kostenlos zur Verfügung. Als Dank an die Besitzerin und an die Natur, hat Walter Koller in diesem Gebiet im Frühling 2020 fünfzig junge Fichten gepflanzt. Zudem sorgen je fünf Ahorne, Douglasien, Weisstannen und Lärchen für mehr Artenvielfalt.

Während optimaler Mondphase gefällt
Genauso wie bei der Auswahl wurde auch beim Fällen des Brunnen-Stammes nichts dem Zufall überlassen. Ende Oktober 2019, während der Mond genau im optimalen Zeichen stand, wurde besagte Fichte gefällt und ruhte im Steilhang einige Tage vor sich hin. Wegen des plötzlichen Wintereinbruchs musste dann aber bei deren Bergung plötzlich alles sehr schnell gehen: Die Rotex Helicopter AG aus Balzers hat am Morgen des 11. Novembers in drei kostenlosen Flügen den gesamten Baum aus dem unwegsamen Gelände geflogen und ihn zur nächsten Waldstrasse transportiert. Von dort gelangte der Fichtenstamm mittels Lastwagen zu einer Zimmerei in Eggerstanden AI, wo er geschält wurde und überwintern wird.

Einmal schräg durch den Ast
Im Frühling 2020 stand dann die eigentliche Arbeit am Brunnen an. Aussergewöhnlich ist dabei, dass der EJSF-Brunnen nur aus einem einzigen Stück Holz gefertigt ist. «Martin Fuchs, unser Tüftler im Team, hat eigens dafür eine spezielle Bohrvorrichtung entwickelt, mit der wir schräg durch die Astgabelung – dem Röhrenstock – bohren konnten», so Walter Koller. Der Brunnen misst nun 4.2 Meter und ist eine natürliche Schönheit: «Wir haben ihn weder mit Schnitzereien verziert, noch mit Farbe oder Lack bearbeitet.»
Die Naturschönheit aus Fichtenholz geht am 8. September als «Schönschwinger-Preis» an den Schwinger, der am attraktivsten geschwungen hat – oder er kriegt den erzielten Erlös aus der Versteigerung des Brunnens. Sollten für den Brunnen mehr als 3500 Franken geboten werden, geht der Mehrbetrag an die Nachwuchsförderung des Schwingclubs und des Turnvereins Appenzell.