Sie gehören zu einem Schwingfest, wie das Sägemehl und der Siegermuni: Die Zwilchhosen. Schöpfer der robusten Schwingerhosen, die am Eidgenössischen Jubiläumsschwingfest 2020 zum Einsatz kommen, ist der Emmentaler Paul Eggimann. Seine Kreationen müssen halten, wenn am 30. August 2020 mit Giger, Orlik, Hersche, Stucki & Co. die stärksten Schweizer an ihnen reissen.

Seit über 20 Jahren klopfen regelmässig Schwingfest-Organisatoren an Paul Eggimanns Türe in Grünen, einem Weiler in der Gemeinde Sumiswald BE. Sein Name ist in der Schwingszene über die Jahre zu einem Gütesiegel geworden. Rund 20 Schwingklubs aus der ganzen Schweiz gehören zu seinen Kunden. Die Konkurrenz ist allerdings überschaubar: In der Schweiz gibt es nur drei Hersteller solcher Textilien. Rund ein Viertel seiner Arbeitszeit verwendet Paul Eggimann auf sein Spezialgebiet «Schwingerhosen». Pro Jahr entstehen so unter seinen Händen 150 bis 200 Paar Hosen aus dickem Leinenstoff.

Das OK des EJSF 2020 hat 2018 eine Grossbestellung beim 62-jährigen Sattler in Auftrag gegeben: Je 30 helle und dunkle Paare haben im Januar 2019 die Werkstatt von Paul Eggimann verlassen. Aktuell werden die Hosen in 10er-Etappen während je zwei Monaten von den Mitgliedern des Schwingklubs Appenzell «eingeschwungen», damit die Ledergurte und der Leinenstoff am Tag X nicht steif und starr sind.

Die Hosen – inklusive Gürtel – fertigt Eggimann von A bis Z selber an: Vom Zuschneiden des Stoffs bis zum letzten Fadenstich. Über zwei Stunden braucht er für ein Paar. Bei den heiklen Stellen fährt er mit seiner Nähmaschine bis zu sechs Mal hin und her. Schliesslich müssen Schwingerhosen einiges aushalten.

Schwingerhosen werden Gestern wie Heute aus Leinen-Zwilch genäht. Da heute in der Schweiz kaum mehr Leinen produziert wird, bezieht Eggimann den Stoff grösstenteils aus dem Osten.

Seit Jahrzehnten werden die Schwingerhosen nach den gleichen Schnittmustern produziert. Trotzdem gab es 2010 eine deutlich sichtbare Änderung: Seit dem Eidgenössischen in Frauenfeld treten sich die Schwinger in unterschiedlich gefärbten Schwingerhosen gegenüber. Neben dem traditionellen Hellbraun werden auch dunkelbraune Hosen verwendet, damit das Publikum die Schwinger einfacher unterscheiden kann. Die Schwingerhose gehört übrigens nie dem Schwinger, sondern sie wird vom Klub oder Veranstalter zur Verfügung gestellt. Das Stück kostet zwischen 90 und 120 Franken, je nach Grösse. Auch das «Darunter» muss korrekt sein. So sind Jeans nicht erlaubt und jegliche Werbeaufdrucke verboten. Das gute Stück wird nach dem Kampf ausgebürstet – aber nie gewaschen. Im Normalfall hält so eine Schwingerhose sechs bis sieben Jahre.